Karin Kayser-Frutschi, Stiftungsratspräsidentin bis 31.12.2023: Die Zukunft des SKJV ist gut aufgegleist
Im Juni 2023 hat der Stiftungsrat des SKJV einen wegweisenden Schritt für die Zukunft des Kompetenzzent-rums gesetzt, eingebettet in die Entstehung der Justizvollzugskommission ab dem 1. Januar 2024. Dabei wurde das SKJV zu einer Fachorganisation umgestaltet, die nun ohne den bisherigen politischen Steuerungsauftrag agiert und ihre Statuten entsprechend angepasst hat. Die grundlegenden Veränderungen konzentrieren sich auf eine präzisere Definition des Zwecks, insbesondere im Hinblick auf die Schulung des Personals und der in-haftieren Personen, die Erarbeitung von Grundlagen, die Förderung des interdisziplinären Fachdialogs und das Informationsmanagement im Fachbereich.
Der Transformationsprozess wurde aktiv ausgestaltet. Im Mittelpunkt stand die Wahl der neuen Mitglieder des Stiftungsrates und eine möglichst nahtlose Übergabe der Geschäfte. Der Stiftungsrat wird ab 2024 von 13 Mit-gliedern auf ein Gremium mit 6 Mitgliedern verkleinert, ohne bisherige Regierungsvertretungen, jedoch neu mit einer Vertretung des Bildungsmanagements auf Fachhochschul-Stufe. Damit erfolgte auch im strategischen Gremium eine Entflechtung der Politik und ein weiterer Fokus auf die Fachlichkeit.
Ich bedanke mich im Namen des Stiftungsrates herzlich bei allen Beteiligten für die konstruktive Mitarbeit, wel-che die Neuausrichtung des SKJV ermöglicht hat. Ich wünsche dem neuen Stiftungsrat und den Mitarbeitenden des SKJV weiterhin eine starke fachliche Position in der Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden sowie in der Bildung der inhaftierten Personen im Schweizer Justizvollzug. Die professionelle Unterstützung des SKJV in der Weiterentwicklung des zukunftsgerichteten Vollzugs ist für die Kantone zentral.
Karin Kayser-Frutschi, Präsidentin Stiftungsrat SKJV
SKJV 2023 – Rückblick von Patrick Cotti, Direktor
5 Jahre SKJV
Das SKJV feierte im August 2023 sein fünfjähriges Bestehen und blickte auf die vielen abgeschlossenen Tätigkeiten zurück. Zur Erinnerung publizierte das SKJV einen Kurzfilm 5 Jahre SKJV. Im Berichtsjahr wurde die Justizvollzugskommission JuVKo geschaffen, welche den Stiftungsrat des SKJV zukünftig von seiner politischen Rolle entlastet.
Strategische Neuausrichtung
Der Stiftungsrat als oberstes Organ des Schweizerischen Kompetenzzentrums SKJV gab im Juni 2023 grünes Licht für die strategische Neuausrichtung der Stiftung. Für die Umsetzung der neuen Ausrichtung überarbeitete das SKJV 2023 den Zweckartikel in den Statuten, die ab 1.1.2024 in Kraft treten. Dies bedeutet, dass sich die Organisation fokussierter auf die Vermittlung von Fachwissen konzentrieren wird. Dazu gehören die Grundausbildung, Weiterbildung und Führungsausbildung für Fachleute im Justizvollzug, die Bildung im Strafvollzug von inhaftieren Personen, die Förderung des nationalen Fachaustausches, die Datenanalyse sowie die internationale Vernetzung von Fachleuten und Wissenschaft zur Aufarbeitung des Vollzugswissens und der Best Practice.
Neuer, verkleinerter Stiftungsrat
Mit der Rückführung der politischen Verantwortung für die Koordination der Harmonisierungsprojekte an die JuVKo hat sich auch der Stiftungsrat Ende Jahr auf 2024 neu zusammengestellt und die Anzahl Mitglieder von 13 auf maximal 7 reduziert. Ab 2024 sind keine Regierungsmitglieder der drei Konkordate mehr im Stiftungsrat vertreten.
Grosse Schritte zur digitalisierten Bildung
Das sechste Geschäftsjahr des SKJV ist geprägt durch eine zukunftsgerichtete Zusammenarbeit mit der Konferenz der Kantonalen Leitenden Justizvollzug (KKLJV). Die Digitalstrategie JV 2030 wurde im April 2023 abgenommen. Mit ihr wurde ein Rahmen geschaffen, gemeinsam die digitale Transformation auch in den Bildungsformaten des SKJV voranzutreiben:
Das Projekt NewLearning des SKJV hat zum Ziel, alle Mitarbeitenden im Freiheitsentzug auf dem Weg der digitalen Transformation zu unterstützen und zu begleiten. Mit dem gestaffelten Kursbeginn ab August 2023 erhielten 180 Teilnehmende der SKJV-Grundausbildung ein iPad. Mit Hilfe dieser Tablets werden die angehenden Fachleute des Justizvollzugs mit den digitalen Werkzeugen vertraut gemacht und können ihre Kompetenzen mittels moderner Technik weiterentwickeln. Das Lernen mit Kursunterlagen in Papierform wird dadurch stark reduziert.
Bildung im Strafvollzug führte Tablets ein
Eine erfolgreiche Resozialisierung von inhaftierten Personen setzt eine «zeitgemässe Anschlussfähigkeit» voraus. Dazu gehören – neben der Basisbildung – auch digitale Kompetenzen. Dies fordert auch die Digitalstrategie Justizvollzug 2030 der Kantone mit einer Massnahme, welche auf eine zeitgemässe digitale Infrastruktur sowie den Ausbau digitaler Lehr- und Lernangebote fokussiert. Bis Ende 2023 wurden 22 Justizvollzugsanstalten vom SKJV mit Tablets für den BiSt-Unterricht ausgestattet. Gleichzeitig wurde die bisherige Serverlösung Ende Jahr ersetzt.
Neue E-Learnings und Online-Kurse
Das digitale Lernen wird vom SKJV mit E-Learnings und Online-Kursen unterstützt. In Kooperation mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW wurde der Kurs «ROS A1 – Risikoorientierter Sanktionenvollzug» neu als MOOC (Massive Open Online Course) entwickelt. Er steht auf der Webseite des SKJV zusammen mit verschiedenen neu entwickelten E-Learnings zur Verfügung. Moderne Formen der Wissensvermittlung fördern selbstgesteuertes Lernen anhand von Videos, Lesematerial und Fallbeispielen.
Grundsteine für den neuen Campus SKJV gelegt
Im ersten Quartal 2023 konnte der Stiftungsrat die Planung des neuen Campus SKJV auf dem Gebiet des Marly Innovation Center freigeben. In einem massgeschneiderten Gebäude werden dort ab 2026 die meisten Bildungsangebote für die Mitarbeitenden des Justizvollzug und der Fachaustausch am gleichen Ort stattfinden, wo die Mitarbeitenden des SKJV – mit Ausnahme der Lehrpersonen BiSt – ihre gemeinsamen Arbeitsplätze haben werden. Die Teilnehmenden aller Kurse können im nebenstehenden Hotelgebäude untergebracht werden. Der Bau beider Gebäude startete im Sommer 2023, die Vorbereitungen laufen plangemäss.
Fachthemen im Fokus
Das SKJV unterstützte die Durchführung der 12. Europäischen Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft, in Kooperation mit Konferenz der Schweizerischen Gefängnisärzte KSG zum Äquivalenzprinzip in Haft, welche gleichzeitig zur laufenden Vernehmlassung des Bundes zur Ausweitung des KVG-Obligatoriums (inhaftierte Personen ohne Krankenversicherung) stattgefunden hat.
Das ausgebuchte Forum Justizvollzug 2023 fand zur Frage «Wie (a)sozial ist Justizvollzug?» statt. Mit Fokus auf die sozialen Beziehungen diskutierten Fachpersonen des Justizvollzugs im Kultur- und Kongresshaus in Aarau neue Wege der Reintegration verurteilter Personen in die Gesellschaft.
In Kooperation mit der Universität Bern konnte die vierte Befragung des Personals der 90 kantonalen Justizvollzugseinrichtungen erfolgreich durchgeführt werden, dies auch dank der Unterstützung der Kantone (KKLJV). Die erhobenen Daten sollen für die Entwicklung eines Daten-Cockpits für die Amtsleitungen verwendet werden, ferner für die Evaluation des SKJV-Bildungsangebots und die Umsetzung der KKLJV-Digitalisierungsstrategie.
Im Herbst nahm die KKJPD Kenntnis von den im Lead des SKJV erarbeiteten «Schweizerischen Empfehlungen zur Bewährungshilfe» und gab eine mehrjährige, aufwändige Grundlage damit frei zur Publikation. Das SKJV unterstützt dabei auch die beiden Deutschschweizer Konkordate bei der Überarbeitung von Standards für die Bewährungsdienste und der Entwicklung eines dazugehörigen Überprüfungsverfahrens. Zudem verabschiedete die KKJPD die «Empfehlungen für die Untersuchungs- und Sicherheitshaft», welche mit Unterstützung des SKJV erarbeitet wurde.
Wir sind stolz über das im vergangenen Jahr Erreichte. Ich danke dem bisherigen Stiftungsrat unter dem Präsidium von Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi für die anspruchsvolle politische Unterstützung. Ich danke auch meinen Mitarbeitenden, den vielen Kursleitenden, Praxiscoaches und Kooperationspartner:innen aus dem System Justizvollzug und der Forschung und Wissenschaft für ihr grosses Engagement, das uns befeuert. Und wir freuen uns mit Ihnen, mit jugendlichem Elan auf die kommenden Aufgaben im Schweizer Justizvollzug zuzugehen: packen wir sie an.
Patrick Cotti, Direktor
Unsere Organisation
Das SKJV ist wie folgt aufgegliedert:
- Analyse und Praxisentwicklung
- Bildung
- Finanzen und Services
- Direktionsassistenz und Übersetzungsdienst
- Kommunikation
- Human Resources
Organigramm 2023
Zum Personal
Verteilung Beschäftigungsgrad per 31.12.2023
Geschlechterverteilung per 31.12.2023
Sprachenverteilung per 31.12.2023
Ohne Rätoromanisch. Die Zugehörigkeit zu einer der Sprachgemeinschaften der Schweiz wurde der gängigen Praxis der Bundesverwaltung entsprechend aus der Erstsprache (Sprache, in der man denkt und die man am besten beherrscht) und der allfälligen Zweitsprache (Sprache, in der man denkt und die man fast so gut beherrscht wie die Erstsprache) abgeleitet. Zweisprachige Mitarbeitende wurden einer der Sprachgemeinschaften zugeteilt.
Altersverteilung per 31.12.2023
Dienstaltersverteilung per 31.12.2023
Ein Jahr Personalkommission
Seit Anfang 2023 verfügt das SKJV über eine Personalkommission, kurz PeKo. Sie besteht aus fünf vom Personal gewählten Mitgliedern: Caroline Saner (Abteilung Grundausbildung), Jocelyne Praz (Abteilung Bildungsadministration), Nora Affolter und Isabel Baur (Abteilung Analyse und Praxisentwicklung) sowie Alexandra Egli (Abteilung Human Resources).
Das erste Jahr stand im Zeichen des Aufbaus und der internen Organisation der neuen Personalvertretung. Um sich das nötige Wissen anzueignen, besuchten die PeKo-Mitglieder gemeinsam eine eintägige Weiterbildung. Die PeKo hat insgesamt 455 Arbeitsstunden für ihre Tätigkeiten aufgewendet, 24 PeKo-Sitzungen abgehalten und den Austausch mit der Direktion und der Geschäftsleitung gepflegt. Im Sinne ihrer Hauptaufgabe – der Vertretung der allgemeinen Interessen der Mitarbeitenden – wurde die PeKo eingeladen, die Stimme der Mitarbeitenden in die Projekte «neuer Campus SKJV in Marly» oder «Programm Personalreglement» einzubringen. In regelmässigen Abständen organisierte die PeKo Austauschmöglichkeiten für die Mitarbeitenden, wie z.B. das Feierabendbier oder das weihnachtliche Treffen mit Glühwein. Im Rahmen des SKJV-Personaltags fand am 15. Dezember 2023 die erste Personalversammlung statt.
Die PeKo-Mitglieder: Jocelyne Praz (Abteilung Bildungsadministration), Caroline Saner (Abteilung Grundausbildung), Isabel Baur und Nora Affolter (Abteilung Analyse und Praxisentwicklung) sowie Alexandra Egli (Abteilung Human Resources)
Stiftungsrat 2023
Der Stiftungsrat bestand auch im Jahr 2023 aus 13 Mitgliedern, darunter:
- ein Regierungsrat / eine Regierungsrätin pro Konkordat (Präsidium/Vizepräsidium)
- ein Sekretär / eine Sekretärin jedes Strafvollzugskonkordats
- zwei Vertretungen pro Strafvollzugkonkordat, davon mindestens eine für den Straf- und Massnahmenvollzug zuständige Amtsleitung
- eine Vertretung des Bundes
Mitglieder Stiftungsrat SKJV 2023
- Christian Clerici, Chef du service pénitentiaire, Canton de Neuchâtel
- Romain Collaud, Staatsrat, Sicherheits-, Justiz- und Sportdirektion des Kantons Freiburg, Vizepräsident*
- Mathias Fässler, Amtsleiter Justizvollzug, Kanton Graubünden*
- Jacqueline Fehr, Regierungsrätin, Direktion der Justiz und des Innern des Kanton Zürich (Eintrittsdatum 1.1.2023)*
- Ronald Gramigna, Chef Fachbereich Straf- und Massnahmenvollzug, Bundesamt für Justiz*
- Lukas Huber, Amtsleiter Justizvollzug, Kanton Basel-Stadt*
- Karin Kayser-Frutschi, Regierungsrätin, Kanton Nidwalden, Präsidentin*
- Joe Keel, Sekretär Strafvollzugskonkordat der Ostschweiz*
- Blaise Péquignot, Secrétaire du Concordat pour la Suisse latine*
- Nicolas Pozar, Amtsleiter Justizvollzug, Kanton Basel-Land*
- Georges Seewer, Chef du Service de l'application des peines et mesures, Canton du Valais*
- Silvio Stierli, Amtsleiter Justizvollzug, Kanton Thurgau
- Tanja Zangger, Stv. Konkordatssekretärin Nordwest- und Innerschweiz*
Beisitz Stiftungsrat und Büro Stiftungsrat
- Patrick Cotti, Direktor SKJV
- Alain Hofer, Stellvertretender Generalsekretär KKJPD
- Stefan Weiss, administrative Geschäftsführung
Der Stiftungsrat wird ab 2024 von 13 Mitgliedern auf ein Gremium mit 6 Mitgliedern verkleinert, ohne bisherige Regierungsvertretungen, jedoch neu mit einer Vertretung des Bildungsmanagements auf Fachhochschul-Stufe. Damit erfolgte auch im strategischen Gremium eine Entflechtung der Politik und ein weiterer Fokus auf die Fachlichkeit.
*Austritt aus dem Stiftungsrat am 31.12.2023