Die Hindernisse der Desistance

Welche Hindernisse stellen sich dem Prozess der Desistance?

obstacles

Die Forschung zeigt, dass der Ausstieg aus der Kriminalität durch zahlreiche Hindernisse erschwert wird. Diese Hindernisse können individueller, struktureller, administrativer oder institutioneller Natur sein.

Individuelle und strukturelle Hindernisse

Die individuellen und strukturellen Aspekte umfassen unter anderem physische und psychische Gesundheitsprobleme, Abhängigkeiten, familiäre Spannungen, fehlende arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten, Schwierigkeiten beim Zugang zu Wohnraum sowie eine Politik, die strafverurteilte Personen ausgrenzt und stigmatisiert. Diese Forschungserkenntnisse verweisen auf die persönlichen und sozialen Hintergründe der straffälligen Personen und im weiteren Sinne auch auf die strukturellen und systemischen Ursachen, die üblicherweise mit Kriminalität in Verbindung gebracht werden (u.a. wirtschaftliche, soziale, gesundheitliche und Bildungsfaktoren). Sie unterstreichen auch, wie wichtig es ist, grundlegende Lebensbedingungen zu gewähren, damit Veränderungen möglich sind.

Administrative und institutionelle Hindernisse

Neben den oben genannten Schwierigkeiten berichten straffällige Personen von Schwierigkeiten im Zusammenhang mit bürokratischen Verfahren sowie mit der strukturellen Komplexität von Institutionen, mit denen sie konfrontiert sind. Zu den administrativen Hindernissen gehören beispielsweise komplexe Abläufe bei Sozial- und Krankenversicherungen, der Umgang mit Fragen zu Steuern sowie Verfahren im Zusammenhang mit Betreibungen. Für zahlreiche Personen führt ihre Inhaftierung zu erheblichen Komplikationen, weil laufende Behördengänge ausgesetzt oder verschoben werden müssen. Dazu kommen institutionelle Hindernisse, insbesondere wenn Institutionen ihre Leistungen nicht zeitgerecht erbringen, sei es aufgrund mangelnder Ressourcen (in Form von Platz, Zeit, Personal) oder aufgrund mangelnder Kommunikation. Dies kann sich z. B. in unzureichender Unterstützung während der Haftzeit oder fehlender Entlassungsvorbereitung äussern. 

Derartige Hindernisse können Gefühle von Frustration, Wut und Ungerechtigkeit hervorrufen und den Ausstiegsprozess beeinträchtigen. Sie untergraben die Motivation und das Gefühl, Einfluss auf das eigene Leben nehmen zu können, gefährden ebenso eine gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Institutionen und führen zur Verschlechterung von unterstützenden und prosozialen Beziehungen.