
Justizvollzug gestalten – Perspektiven schaffen
Mit der Verabschiedung der Leistungsvereinbarung 2026-2029 durch die KKJPD im November 2024) erhält die Umsetzung unserer Vision den notwendigen Rückhalt: Die Kantone erhöhen das SKJV-Budget ab 2026 um rund 2 Millionen Franken, um für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden des Justizvollzugs (Qualitätssteigerung und Erhöhung des Volumens) sowie für die inhaftierten Personen (Basisbildung) neue Perspektiven gegen die Straffälligkeit zu schaffen.
Die vom Stiftungsrat verabschiedete Strategie 2026-2029 fokussiert neben der «zukunftsorientierten Bildung für die Mitarbeitenden im Justizvollzug» auch auf «neue Partnerschaften und Kooperationen», welche die Anschlussfähigkeit an das Hochschulsystem (Bologna) schaffen sollen. Im Vorfeld der Strategieumsetzung werden 2025 bereits zwei wichtige Entwicklungspfade beschritten: Die Entwicklung einer gemeinsamen Bildungsstrategie Justizvollzug in Kooperation mit der KKLJV und den Strafvollzugskonkordaten. Zum anderen wird die Weiterentwicklung der Bildung der inhaftierten Personen (Bildung im Strafvollzug, BiSt) grundlegend angegangen, um eine breitere Abdeckung des Angebots für die inhaftierten Personen zu erreichen.
Der Campus SKJV in Marly/FR ab 1. Januar 2026
Das neue Gebäude wird dem SKJV am 1. November 2025 übergeben. Der Umzug wird im November und Dezember 2025 erfolgen. Die Ausbildungen in den neuen Räumlichkeiten werden am 5. Januar 2026 beginnen. Ab diesem Zeitpunkt werden die Kurse der Grundausbildung und der Kaderausbildung sowie ein Teil der Weiterbildungskurse in Marly stattfinden. Das SKJV wird über moderne, massgeschneiderte Räumlichkeiten verfügen, die mit der neusten ICT-Technologie ausgestattet sind. Sieben grosse Klassenzimmer, sechs Gruppenräume, ein praktischer Übungsraum und drei Übungszellen stehen für die Ausbildung zur Verfügung. Am neuen Standort können auch Seminare durchgeführt werden. Für die Mitarbeitenden stehen Co-Working-Spaces und Besprechungsräume zur Verfügung. Eine Küche und ein Speisesaal vervollständigen die neuen Einrichtungen des SKJV’s.
Anstaltsplanung und Monitoring Justizvollzug
Das SKJV unterstützt die drei regionalen Strafvollzugskonkordate bei der Erstellung des ersten Berichts für eine gesamtschweizerische Planung der Justizvollzugseinrichtungen. Dieser Bericht dient den Kantonen und Konkordaten als Grundlage für die Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebots an Vollzugsplätzen.
Das SKJV-Team Monitoring Justizvollzug ist für die Bereitstellung der benötigten Daten zuständig und konzipiert die Entwicklungsszenarien für die Justizvollzugslandschaft 2035 und 2050. Der Bericht umfasst neben statistischen Analysen und Prognosemodellen ebenso Expertenbefragungen zu den künftigen Versorgungsangeboten für wichtige Personengruppen (z.B. ältere Menschen, Personen mit psychischen Problemen).
Die Umsetzung erfolgt bis Herbst 2025 in enger Zusammenarbeit mit den Konkordatssekretären, der Konferenz der Kantonalen Leitenden Justizvollzug (KKLJV) und dem Bundesamt für Justiz (BJ).

Anstaltskarte Schweiz
Suizidalität und Suizid im schweizerischen Justizvollzug
Wie geht der Justizvollzug aktuell mit Suiziden um? Was benötigt das Personal in den Einrichtungen des Freiheitsentzugs und in der Bewährungshilfe für eine gelingende Suizidprävention und was sind «kritische» Übergänge? Wie gelingt der Theorie-Praxis-Transfer? Diesen und weiteren Fragen geht das Projekt zur Suizidprävention des SKJV nach, das 2024 startete. Ziel ist es, einen umfassenden Überblick über den Umgang mit Suizid und Suizidalität in Forschung und Praxis zu erhalten und gute Beispiele zu sammeln, um darauf basierend die aktuellen Bildungsinhalte und -angebote zu validieren. Darüber hinaus soll erfahren werden, mit welchen zusätzlichen Mitteln die Praxis unterstützt werden könnte. Zu diesem Zweck wurden Teilnehmende im zweiten Jahr der Grundausbildung am SKJV zu ihren Kenntnissen, Bedürfnissen und Erwartungen in diesem Bereich befragt. Interviews mit Fachpersonen aus verschiedenen Institutionen ermöglichen ein ergänzendes Verständnis der Prozesse und Zuständigkeiten in den Institutionen des Freiheitsentzugs im Umgang mit dieser Thematik. Das Projekt läuft bis Ende 2026.
Projekt Retour
Das Projekt Retour wurde von 2021 bis 2022 vom Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG) geleitet und vom SKJV finanziell unterstützt. Seit 2023 führt das SKJV das Projekt weiter mit dem Ziel, einen Raum für Fachleute zu schaffen, die sich für die Unterstützung von ausländischen Inhaftierten einsetzen, welche die Schweiz nach Vollendung der strafrechtlichen Sanktion verlassen müssen. Dazu gehören auch die Vernetzung und der Austausch zwischen Fachleuten. Im Rahmen des Projektes werden zudem auf der Website nützliche Informationen wie bewährte Praktiken sowie eine Kontaktliste zur Verfügung gestellt.
Im Jahr 2024 nahm das Projekt Fahrt auf: Es fanden zahlreiche Fachveranstaltungen statt. Auf Basis der gesammelten Inhalte, Inspirationen, des umfangreichen Expertenwissens usw. ist für 2025 die die Publikation eines Grundlagenpapiers geplant. Dabei soll auch die Website weiterhin regelmässig aktualisiert werden. Das Forum Justizvollzug 2024 war ebenfalls ein wichtiger Ort für den Austausch zu diesem Thema. Es zeigte sich deutlich, dass bei diesem ebenso brisanten wie komplexen Thema Handlungsbedarf besteht.
Themendossier Sucht und Justizvollzug
Suchtbetroffene Personen sind im System Justizvollzug aus vielfältigen Gründen übervertreten. Ihre gesundheitliche und soziale Versorgung kann sowohl ausserhalb als auch innerhalb der Gefängnismauern eine Herausforderung darstellen: wirksame, multiprofessionelle Kooperationen und niederschwellige Hilfsangebote sind die Basis, um dieser Herausforderung zu begegnen. Eine nicht stigmatisierende Haltung gegenüber Suchtbetroffenen, die sich auf die Menschenrechte abstützt, bildet dafür den Nährboden.
Das Themendossier «Sucht und Justizvollzug» des SKJV zeigt die Verschränkung gesundheitlicher und sozialer mit straf- und vollzugsspezifischen Fragen am Beispiel von suchtbetroffenen Personen auf. Es liefert Erklärungsansätze, wirft Fragen auf, zeigt Widersprüche und präsentiert gute Praxisbeispiele an den Schnittstellen. Die Publikation ist für den Herbst 2025 geplant.
Projekt «Dossier Personendurchsuchung»
Die Durchsuchung von inhaftierten Personen nimmt im Arbeitsalltag von Fachpersonen Justizvollzug einen wichtigen Stellenwert ein. Sicherheit, Schutz als auch Menschenwürde sind Eckpfeiler, die es zu beachten gilt. Worauf ist bei der Vorbereitung der Durchsuchung zu achten? Wie gewährleiste ich meinen Eigenschutz durch eine sinnvolle Positionierung? Wie gehe ich mit Widerstand im Falle einer Durchsuchung um? Das SKJV erarbeitet bis Sommer 2025 ein Dossier zur Personendurchsuchung mit Illustrationen zu Basisprozessen und zentralen Leitprinzipien. Dieses berücksichtigt sowohl Aspekte der prozeduralen als auch der dynamischen Sicherheit. Die Inhalte werden unter Einbezug der Mitglieder der SKJV-Expertengruppe Sicherheit und Schutz erarbeitet.
Illustration für das Dossier Personendurchsuchung