
Ein gelungenes Jahr für den Bereich Bildung
Das Jahr 2024 stand unter anderem im Zeichen des Abschlusses des Projektes NewLearning, dessen Ziel es war, neue, digitalisierte Methoden zu entwickeln und zu erproben, die einen zeit- und ortsunabhängigen Kompetenzerwerb ermöglichen. Verschiedene, digitalisierte Lernformate und -methoden konnten im Laufe des Jahres in die Bildungsveranstaltungen des SKJV eingeführt werden. Auch nach Projektabschluss wird der Bildungsbereich laufend prüfen, ob der Einsatz von digitalen Lernmethoden zusätzlichen Nutzen für die Lernenden bringt.
Unterdessen wurden die beiden Ausbildungen Fachfrau/Fachmann für Justizvollzug und Führungsexpert:in
Justizvollzug ab Mitte Jahr in die neue Abteilung «Grund- und Führungsausbildung» überführt. Ziel dieser Massnahme ist es unter anderem, Synergien zwischen den Lehrgängen der Grund- und Führungsausbildung besser zu nutzen und zukünftige Potenziale freizusetzen. Zudem konnten weitere, neue Gefässe in der Weiterbildung angeboten werden.
Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partner:innen innerhalb der Schweiz (wie zum Beispiel mit dem Schweizer Polizei Institut ISP) oder im Ausland (wie zum Beispiel mit der «Ecole Nationale d’Administration Pénitentaire ENAP») erlaubt es, bewährte Praxis im Bildungsbereich auszutauschen und voneinander zu lernen.
Last but not least, wurde ein Verhaltenskodex für alle SKJV-Bildungsveranstaltungen eingeführt, der sich an Teilnehmende, Kursleitende, Praktiker:innen sowie SKJV-Mitarbeitende richtet. Ziel ist es, Verhaltensweisen und ethische Standards festzulegen, die das Einhalten unserer gemeinsamen Werte fördern und wahren und einen fundierten Rahmen für die Zukunft der Bildung beim SKJV bilden.
Grund- und Führungsausbildung
Insgesamt 163 Teilnehmende der Grundausbildung 2022 – 2024 durften im Sommer ihre Ausbildungsbestätigung entgegennehmen.
Im Sommer starteten 181 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz die Grundausbildung 2024 - 2026 mit zehn neuen Klassen im Präsenzunterricht in Freiburg. Von zehn Klassen wurden sechs Klassen deutschsprachig und vier Klassen französisch-italienischsprachig geführt. Im Herbst 2024 kamen 163 Teilnehmende der Grundausbildung 2023-2025 für das zweite Ausbildungsjahr nach Freiburg.
Insgesamt haben 31 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz der Führungsausbildung 2023-2024 im Herbst 2024 ihre Ausbildungsbestätigung entgegengenommen. Es wurde je eine deutsch- und eine französischsprachige Klasse geführt.
Im Bereich der Grund- und Führungsausbildung wurden folgende Meilensteine erreicht:
- Die beiden Ausbildungen Fachfrau/Fachmann für Justizvollzug und Führungsexpert:in Justizvollzug wurden ab dem 1. August 2024 in die neue Abteilung «Grund- und Führungsausbildung» überführt. Ziel dieser Massnahme ist, Synergien zwischen den Lehrgängen der Grund- und Führungsausbildung besser zu nutzen und zukünftige Potenziale freizusetzen. Dieser Schritt stärkt die Agilität und Effizienz der Aus- und Weiterbildungsprozesse.
- Der Digitalisierungsschub in der Grundausbildung wurde weitergeführt: Seit Sommer 2024 besitzen alle Teilnehmenden ein iPad für den Unterricht. Sie haben nun jederzeit und unabhängig von Ort und Zeit Zugriff auf die Unterlagen und Dokumente der Grundausbildung sowie auf die Lernapplikationen.
- Im Bildungsbereich wurde ein Verhaltenskodex eingeführt. Der Kodex gilt für alle SKJV-Bildungsveranstaltungen und richtet sich an Teilnehmende, Kursleitende, Praktiker:innen sowie SKJV-Mitarbeitende. Ziel des Verhaltenskodex ist es, Verhaltensweisen und ethische Standards festzulegen, die das Einhalten unserer gemeinsamen Werte fördern und wahren. Der Kodex besteht aus drei Elementen: professionelles Verhalten, Haltung und Auftritt. Er formuliert klare Anforderungen und dient der Prävention von Fehlverhalten. Bei Verstössen gibt es Meldemöglichkeiten an die Kursleitung oder die Organisationseinheiten des Bildungsbereiches.
- Für Evaluator:innen der Grund- und Führungsausbildung wurde ein Pflichtenheft erarbeitet. In den Kursen der Grund- und Führungsausbildung müssen die Teilnehmenden Leistungs- und Kompetenznachweise erbringen. Diese werden von Fachpersonen aus dem Bereich Justizvollzug, bewertet. Das Pflichtenheft beschreibt die Aufgaben und die Grundhaltung und definiert die Anforderungen an die Ausbil¬dung, das Wissen und Fähigkeiten, die für die Funktion des Evaluators erforderlich sind.
- Im Jahr 2024 wurde zum zweiten Mal eine Konferenz für Kursleitende organisiert. Diese behandelte Themen rund um den Einsatz von elektronischen Hilfsmitteln im Unterricht, insbesondere den Einsatz von Tablets und bot einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und die Digitalisierung in der Bildung.

Praxiscoaches: Tagung und Ausbildung
Die Zusammenarbeit mit den Praxiscoaches, den Bezugspersonen für die auszubildenden Fachpersonen Justizvollzug, wird fortgeführt und weiterentwickelt. Die Praxiscoaches begleiten die auszubildenden Fachpersonen Justizvollzug bei der Entwicklung ihrer Handlungskompetenzen, beurteilen den Erwerb dieser Kompetenzen und fungieren als Bindeglied zwischen den Auszubildenden, den Institutionen und dem SKJV.
Der Austauschtag Praxiscoaches fand am 25. Januar 2024 im Centre Loewenberg in Murten statt. 84 Praxiscoaches aus der ganzen Schweiz nahmen daran teil. Der Vormittag begann mit den aktuellen Themen des Kompetenzzentrums und des Bereichs Bildung sowie der Grund- und Führungsausbildung und der Weiterbildung und endete mit der Bilanz zur eidgenössischen Berufsprüfung 2023.
Am Nachmittag fanden zwei Workshops statt:
- Quo vadis Berufsprüfung? Kritische Analyse des aktuellen Prüfungsrahmens und des zukünftigen Entwicklungsbedarfs.
- Gemeinsamer Auftrag (Vermittlung von Handlungskompetenzen und Vorbereitung auf die Berufsprüfung): Wie gelingt eine effektive Zusammenarbeit (Informationsfluss) im Rahmen des Leistungskriteriums «Einstellungen, Werte, Motivation» einer Kompetenz?
Gemäss dem Pflichtenheft für Praxiscoaches, das im Juni 2023 vom SKJV genehmigt wurde, hat die Abteilung Grund- und Führungsausbildung ein neues Konzept für die Weiterbildung der Praxiscoaches erstellt. Diese Weiterbildung besteht aus drei Grundmodulen:
- Modul 1: Rolle und Aufgaben der Praxiscoaches und Zielformulierung
- Modul 2: Planen, organisieren, Ziele verfolgen
- Modul 3: Beurteilung des Lernerfolgs und des Transfers
Auf der Grundlage der Rückmeldungen der Praxiscoaches wird derzeit ein viertes Modul geprüft, das den spezifischen Bedürfnissen der Praxiscoaches und der praktischen Anwendung des Gelernten gewidmet ist.
Die Praxiscoaches
Weiterbildung im Wandel
Das neue Kursangebot Krisenmanagement für die oberste Führungsebene konnte nach anfänglicher Verzögerung im Oktober 2024 mit je einem deutsch- und einem französischsprachigen Kurs starten. Nach einem vorgängig absolvierten E-Learning setzten sich die Teilnehmenden während drei Tagen intensiv mit der Bewältigung von Ereignissen und sich daraus ergebenden Krisen auseinander. Die Rückmeldungen aus den ersten Kur¬sen waren äusserst positiv. Geschätzt wurden insbesondere die praktischen Übungen und der Austausch unter den Teilnehmenden.

Aus der Weiterbildung
Aufgrund meiner persönlichen Kenntnisse im Bereich des Krisenmanagements war ich auf den Kurs in Weggis gespannt. Und ich muss sagen, dass ich von der Art und Weise, wie der Kurs abgehalten wurde, positiv überrascht war. In sehr kurzer Zeit konnten die überaus unterschiedlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Problematik eintauchen und bei einer kurzen Stabsübung bemerkenswerte Resultate erzielen. Der Kursleiter hat die richtige Flughöhe gefunden und den Kurs kurzweilig gestaltet. Ich hoffe, dass dies die Teilnehmenden auch so empfunden haben.
Die Umsetzung des lateinischen Verfahrens für den risiko- und ressourcenorientierten Vollzug von Sanktionen (PLESORR) trat am 1. Januar 2025 in Kraft. Im Auftrag des lateinischen Konkordates entwickelte das SKJV eine Weiterbildung für alle Personen, die bei den verschiedenen Bewährungs- und Vollzugsdiensten sowie den Vollzugsbehörden arbeiten. Diese Weiterbildung besteht aus 5 Modulen, die online, im Präsenzunterricht und im Selbststudium angeboten werden. Gegen 600 Personen nahmen an diesen Kursen teil. Folgende Themen werden behandelt:
- Modul 1: Allgemeine Vorstellung von PLESORR
- Modul 2: Triage
- Modul 3: Abklärung
- Modul 4: Planung und Verlauf
- Modul 5: LS/CMI
2024 wurde ein zusätzliches Modul entwickelt, das ab 2025 verfügbar ist:
- Modul 6: Der Desistance-Ansatz
2024 wurden von den Kantonen mehrere regional ausgerichtete und kostenpflichtige Kurse in Auftrag gege-ben. Tatsächlich bietet das SKJV in verschiedenen Regionen der Schweiz Weiterbildungskurse an. So hat zum Beispiel der Kanton Jura das SKJV beauftragt, alle seine Mitarbeitenden zum Thema Dynamische Sicherheit zu schulen.
Weiterentwicklung Bildung im Strafvollzug BiSt
Der Schwung des Vorjahres wurde im Jahr 2024 in vielerlei Hinsicht genutzt:
Digitalisierung des BiSt-Unterrichts
Bis Ende 2024 waren total 40 BiSt-Schulräume in den Anstalten/Gefängnissen mit iPads ausgestattet. Parallel dazu haben sich die Lehrpersonen on-the-job und auch mit angeleiteten Weiterbildungsformaten für den Einsatz der iPads im Unterrichtsalltag fit gemacht. Zudem wurde 2024 ein umfassendes und massgeschneidertes Weiterbildungskonzept erarbeitet, das die Weichen zur weiteren digitalen Professionalisierung ab 2025 stellt.
Pflege des Dialogs
In Zeiten des Wandels und der Weiterentwicklung ist ein gelingender Dialog zentral. Hierfür wurde einerseits die Besuchsfrequenz der Regionalleitenden in den Anstalten/Gefängnissen erhöht, sodass die Anliegen vor Ort besser nachvollzogen werden können. Andererseits wurden digitale Kanäle und Online-Teambesprechungen für das BiSt-Team installiert. Mit diesen neuen Möglichkeiten zum direkten Austausch wurde die wechselseitige Kommunikation verbessert und die Zusammenarbeit insgesamt erleichtert.
Geschäftsstelle «Prüfungswesen»
Im Berichtsjahr standen zwei ordentliche Prüfungssessionen im Zentrum der Tätigkeit der Trägerschaft epjv. Im März fand - ausserhalb des normalen Zweijahresrhythmus - die höhere Fachprüfung statt, da von 2022-2023 ein ausserordentlicher deutschsprachiger Lehrgang der Führungsausbildung im SKJV durchgeführt worden war. Im August und September 2024 fand traditionell die Berufsprüfung statt:
- Im Februar haben neun Prüfungsexperten an der fachspezifischen Schulung teilgenommen, um aktiv an der Prüfungssession der höheren Fachprüfung im Centre Loewenberg tätig sein zu können. Sie haben Mitte März die Kompetenzen von 18 Kandidat:innen unter Aufsicht der Qualitätssicherungskommission in einer schriftlichen, geleiteten Fallarbeit und in einer mündlichen Fallstudie geprüft. Am 14. Juni konnten 13 erfolgreiche Absolvent:innen ihr eidgenössisches Diplom als Führungsexpertin/Führungsexperte Justizvollzug im Saal Grenette des Restaurants Punkt in Freiburg entgegennehmen.
- Von Ende August bis Mitte September beaufsichtigte die Prüfungskommission die Berufsprüfung. Die bei-den schriftlichen Prüfungen fanden erstmals im Espace Gruyère in Bulle und die mündlich-praktische Prü-fung mit Handlungssimulation, Rollenspiel und Videoanalyse wie gewohnt im Hotel Holiday Inn in Bern statt. 172 Kandidat:innen wurden von 48 intern ausgebildeten Prüfungsexpert:innen geprüft. Am 6. Dezember feierten über 500 Personen in der Aula der Universität Freiburg die 163 erfolgreichen Fachfrauen und Fachmänner für Justizvollzug, die ihren eidgenössischen Fachausweis entgegennehmen durften.
Um die beiden eidgenössischen Prüfungen auch in Zukunft adäquat durchführen zu können, wurden zwölf neue Prüfungsexpert:innen für die Berufsprüfung und acht für die höhere Fachprüfung engagiert.
Die Anzahl der Gleichwertigkeitsabklärungen von schweizerischen und vor allem ausländischen Abschlüssen, welche die Kommissionen beurteilen, nehmen zu. Für die Berufsprüfung wurden 96 Abklärungen im Rahmen von Rekrutierungen und/oder der Zulassung zur Grundausbildung und für die höhere Fachprüfung neun Abklärungen anlässlich der Zulassung zur Führungsausbildung und der Zulassung zur höheren Fachprüfung durchgeführt.
Im Juni hat die KKJPD entschieden, die bisherige Leistungsvereinbarung mit der Trägerschaft epjv um ein Jahr (bis Dezember 2026) zu verlängern.
Fachwissen von A-Z
Das SKJV unterhält eine kleine, öffentlich zugängliche Fachbibliothek. Aufgrund von Literaturrecherchen, und in Zusammenarbeit mit der Praxis erarbeitet das SKJV Publikationen. Die Reihentitel lauten u.a. Handbuch, Grundlagenpapier, Analyse, Merkblatt. Aber auch kürzere Texte werden erarbeitet und weiterentwickelt. So wurde das Glossar im Jahr 2024 um 20 neue Begriffe erweitert.
Newsletter Update Justizvollzug
Ein weiteres Format von kurzen Texten, die inspirierendes Fachwissen vermitteln, ist das «Update Justizvollzug». Hiermit machen wir auf Entwicklungen und Neuerungen ausserhalb des SKJV’s aufmerksam. 2024 erschienen folgende Updates:
- Gender im Alltag des Justizvollzugs: zwischen Trennung und Fragezeichen
- «Nothing about me without me» - ein Artikel mit Interviews über die für den Justizvollzug relevante Expertise von Personen, die selbst inhaf¬tiert waren und heute für den Justizvollzug beratend tätig sind.
- Von der Theorie zur Praxis – die Digitalstrategie 2030 wird zur Realität. Kurz vor Jahresende publizierte das SKJV einen Beitrag über die Roadmap der Digitalstrategie Justizvollzug 2030, welche von der Konferenz der kantonalen Leitenden Justizvollzug (KKLJV) 2023 genehmigt wurde.
Alle Beiträge sind auf drei Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch) nachzulesen Update Justizvollzug Der Beitrag zur Digitalstrategie erschien ebenfalls als Interview mit der Leiterin Digitalstrategie als Audiofile.
Werkstattgespräch Forschung
Das jährliche Werkstattgespräch des SKJV für Forschende fand am 19. Juni 2024 in den Räumlichkeiten der Universität Bern statt. 25 Forschende aus der ganzen Schweiz tauschten sich über ihre laufenden und zukünftigen Forschungsprojekte im Bereich des Justizvollzugs aus. Neben der Vorstellung der Aktivitäten des SKJV wurden verschiedene Themen in Referaten und Diskussionen behandelt:
- das soziale Klima im Justizvollzug,
- die Befragung des Justizvollzugspersonals,
- externe Arztbesuche,
- Todesfälle in europäischen Gefängnissen,
- ältere inhaftierte Personen,
- Ausstieg aus der Kriminalität,
- partizipative Forschung,
- Auswirkungen der Forschung auf Politik und Zivilgesellschaft
- die Bedeutung der Sozialen Arbeit im Justizvollzug.
Über den fachlichen Austausch hinaus bot der Anlass den Teilnehmenden auch die Möglichkeit, ihr persönliches Netzwerk zu pflegen und auszubauen.
Förderung von Projekten und Fachaustausch
Das SKJV unterstützt mit zwei Förderinstrumenten den Fachaustausch sowie die Entwicklung innovativer Projekte. Im Falle einer Bewilligung werden maximal zwei Beiträge von höchstens CHF 8'000.- an die Antragsstellenden ausbezahlt. Gesuche zur Unterstützung können jeweils bis am 31. März oder 30. September eingereicht werden. 2024 wurde beschlossen, dass das SKJV ab 2026 keine Projekte und keinen Fachaustausch mehr unterstützen wird. Die letzte Eingabefrist für Gesuche ist der 30. September 2025.
Folgendes Projekt wurde im Jahr 2024 unterstützt:
- ExtraMural – Erklärfilme für Kinder und Jugendliche mit einem inhaftierten Elternteil
Bewilligte Gesuche Fachaustausch 2024
- Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der ZHAW – Fachtagung Sanktionenvollzug 2025
- KSG – Jahrestagung 2025 der Konferenz der Schweizerischen Gefängnisärzte und des Forums der Gesundheitsdienste
- Universität Zürich, Kompetenzzentrum Medizin - Ethik- Recht Helvetiae (MERH) – Justizvollzug – Aktuelle Herausforderungen einer Disziplin im Spannungsfeld von Sicherheit und Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen
- Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der ZHAW – Fachtagung Sanktionenvollzug 2024
Monitoring Justizvollzug
Das Monitoring Justizvollzug hat sich auch 2024 stetig weiterentwickelt. Zu den Meilensteinen gehörten die Publikationen der Jahresberichte 2022 und 2023 mit Zahlen zu Belegungen und Kapazitäten und die stetige Optimierung der Datenqualität.
Im Jahr 2025 wird das MJV mit den validierten Daten der Kantone eine wichtige Grundlage für den ersten nationalen Anstaltsplanungsbericht liefern, welcher von den drei regionalen Strafvollzugskonkordaten gemeinsam erarbeitet werden wird.
Barometer Vollzugseinrichtungen
In enger Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der KKLJV wurde 2024 das «Barometer Vollzugseinrichtungen» erarbeitet. Es präsentiert die aktuellen Zahlen der Befragung «Arbeiten im Schweizer Justizvollzug», an der sich alle schweizerischen Einrichtungen des Justizvollzugs beteiligt haben. «Wo stehen die Einrichtungen in meinem Kanton?» Auf diese Frage finden kantonale Amtsleitungen mit dem neuen, interaktiven Tool in einer geschlossenen Umgebung empirisch fundierte und differenzierte Antworten. Wichtige Informationen wie der Gesundheitszustand und die Belastungen des Personals, das soziale Anstaltsklima oder Aspekte der dynamischen Sicherheit werden interaktiv und mittels Vergleichen auf Ebene Konkordate und Schweiz dargestellt. Das «Barometer» ist somit ein innovativer Beitrag zur Qualitätsentwicklung des Justizvollzugs.
Fachaustausch TKR-Verbote
Am 14. Juni 2024 fand der Fachaustausch zu den TKR-Verboten in Bern statt. Eingeladen waren Fachpersonen der Bewährungs- und Vollzugsbehörden sowie weitere Vertreter:innen angrenzender Fachdisziplinen und interessierte Personen. Mit dem Inkrafttreten von Art. 67 ff. StGB am 1. Januar 2019 wurden verschiedene einschneidende Verbote formuliert. Zahlreiche inhaltliche Aspekte müssen jedoch erst durch die Praxis und die Rechtsprechung konkretisiert werden. Aus der Sicht der Vollzugs- und Bewährungsdienste stellen sich insbesondere Fragen zur Umsetzung und zu den inhaltlichen Grenzen der Verbote.
Der Fachaustausch bot neben Diskussionen und Präsentationen drei Workshops an:
- «Regelungen bei TKR-Verboten: Was fehlt in der Praxis?
- «Fragen zum Vollzug von TKR-Verboten»
- «Überwachung von Kontakt- und Rayonverboten mittels Electronic Monitoring: Erfahrungen aus dem Kanton Zürich»
Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit einerseits zum Austausch und zur Vernetzung und andererseits die Möglichkeit Lösungsansätze zu entwickeln.
Netzwerk 2024
Die Pflege der nationalen und internationalen Partnerschaften ist für die Weiterentwicklung des Bildungsangebotes und für den Fachaustausch des SKJV zentral.
Neben der Jahresversammlung der europäischen Justizvollzugsschulen – organisiert durch die European Penitentiary Training Academies EPTA - fand ein wertvoller Fachaustausch mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Österreich statt. Zudem konnte das SKJV zusammen mit einer Delegation des Westschweizer Strafvollzugskonkordates einen Besuch bei der Ecole Nationale d'Administration Pénitentiaire ENAP in Frankreich organisieren, was die Zusammenarbeit weiter gefestigt hat.
Im Berichtsjahr hat das SKJV zudem an mehreren themenspezifischen europäischen Fachveranstaltungen teilgenommen: So im Frühjahr am Kongress der International Corrections & Prisons Association ICPA über Technologie im Justizvollzug und im Juli am Sommerkurs zur Resilienz des Justizvollzugspersonals, der von der European Organisation of Prison and Correctional Services EuroPris und der Confederation of European Probation CEP organisiert wurde. Ein Höhepunkt war die Generalversammlung von EuroPris im Sommer, die im Vorfeld zur Conference of Directors of Prison and Probation Services CDPPS in Sofia stattfand und dem Thema «Menschrechte, Demokratie und Rechtsstaat» im Justizvollzug gewidmet war. Das SKJV besuchte dabei die Tagungen und Kongresse meist in Begleitung mit durch die Kantone bezeichneten Fachpersonen aus der Justizvollzugspraxis, um den Transfer des Austausches bestmöglich zu verankern.
In der Schweiz unterstützte das SKJV in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Schweizerischen Gefängnisärzte KSG. die Durchführung der 12. Europäischen Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft. Sie war dem Äquivalenzprinzip in Haft gewidmet. Die Zusammenarbeit mit dem Haus der Religionen wurde mit dem Ziel fortgesetzt, Weiterbildungskurse zum Umgang mit Interkulturalität im Justizvollzug anzubieten.
Expertengruppe Sicherheit und Schutz
Die Expertengruppe Sicherheit und Schutz,2023 gegründet, dient als Anlaufstelle für die Praxis bei Fragen zu Sicherheits- und Schutzkonzepten im Freiheitsentzug. Sie ist auch Hüterin der Konzeptsammlung Sicherheit und Schutz, die vom SKJV erarbeitet wurde und den Praxisorganisationen auf Anfrage zur Verfügung steht.
Neben dem Austausch untereinander unterstützen die Mitglieder das SKJV mit ihrem Fachwissen bei der Erarbeitung des Dossiers Personendurchsuchung. Zwei Mitglieder mussten letztes Jahr aus beruflichen Gründen aus der Gruppe austreten, zwei neue Mitglieder sind erfreulicherweise dazugekommen. Für Anfragen an die Expertengruppe steht folgende E-Mail-Adresse zur Verfügung: expertenpool@skjv.ch