Aktivitäten

papier gefaltet gif

Thema Vernetzung – Papier gefaltet

Bildungsbereiche

Das Jahr 2021 stand für die Bildungsbereiche nach wie vor im Zeichen der Covid-19-Pandemie. Die 2020 erhoffte Entspannung der Lage trat nicht ein, weshalb erneut verschiedene einschneidende Massnahmen zu treffen waren. Zudem mussten gleichzeitig gewisse Praxiskurse aus der Grundausbildung vom vergangenen Jahr nachgeholt werden. Der Drahtseilakt zwischen Testaufgeboten, Maskenpflicht, Klassentrennungen, Onlinekursen und vielem anderen, konnte nur durch die Flexibilität aller Beteiligten erfolgreich bewältigt werden. Ein Mehraufwand entstand bei der Planung und Umsetzung der Kursorganisation aller Bildungsbereiche und der Prüfungen. 

Um unseren hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden, wurde im September das Aufrechterhaltungsaudit EduQua für die Bildungsbereiche - diesmal mit Schwergewicht auf die Bildung im Strafvollzug BiSt - durchgeführt und erfolgreich bestanden. Im neuen Jahr steht die Überprüfung der Grundausbildung an.

Grundausbildung

Aufgrund der weiter andauernden Corona-Situation stellten sich 2021 für die Grundausbildung einige Herausforderungen. 
Einerseits fanden zuzüglich zu den laufenden Ausbildungen Nachholungen für die 162 Teilnehmenden des Jahrgangs 2019-2021 für die praktischen Teile in Präsenz statt. Anderseits musste für die Teilnehmenden aller Jahrgänge zeitweise auf Online-Unterricht umgestellt werden. Trotz diesen erschwerten Umständen erhielten 158 Personen im Sommer 2021 die Ausbildungsbestätigung. Ab August haben 184 neue Teilnehmende (110 deutsch-, 67 französisch-, 7 italienischsprachige) ihre Grundausbildung begonnen.

Pflichtenheft «Praxiscoach»

2021 wurde auf ein Bedürfnis der Praxis reagiert und eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, mit dem Ziel, einen Entwurf für ein schweizerisches Pflichtenheft «Praxiscoach» zu erarbeiten. Die aus Praxiscoaches bestehende Arbeitsgruppe wurde und wird weiterhin von der Grund- und Führungsausbildung unterstützt bei ihrer Arbeit.

Führungsausbildung

Die Aktivitäten der Abteilung Führungsausbildung waren auch 2021 noch immer stark durch die Pandemie beeinflusst. 
Zum ersten Mal begrüssten wir die Teilnehmenden beim Start der beiden neuen Lehrgänge online. Kursinhalte und Abläufe wurden angepasst, um diese Ausbildungswochen im virtuellen Raum methodisch-didaktisch möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Verschiedene Kursleitende unterrichteten erstmals auf Distanz und wurden hierbei unterstützt und begleitet. Dank den motivierten Teilnehmenden und äusserst engagierten Kursleitenden waren diese Wochen trotz der schwierigen Umstände ein grosser Erfolg. Dennoch waren alle Beteiligten glücklich, als ab Mai 2021 die Ausbildung endlich im Präsenzmodus stattfinden konnte.

führungsausbildung

Führungsausbildung. Foto: SKJV

Prüfungsvorbereitungstag

Die erste Höhere Fachprüfung für Führungsexperten Justizvollzug musste aufgrund der Pandemie um ein halbes Jahr verschoben werden. Um den interessierten Kandidaten und Kandidatinnen Gelegenheit zu geben, ihre während der Ausbildung angeeigneten Kenntnisse und Kompetenzen wieder aufzufrischen, organisierte die Führungsausbildung Ende August einen Prüfungsvorbereitungstag. Dieses Angebot wurde rege genutzt und den Rückmeldungen war zu entnehmen, dass ein solcher Zusatztag auch zukünftig kurz vor der Prüfung erwünscht wäre.  

Mitarbeit bei internationalen Publikationen zu Führungsausbildungen

Die European Penitentiary Training Academies (EPTA) erarbeitete Publikationen zu Führungsausbil­dungen im Justizvollzug. Das SKJV wirkte bei der Erarbeitung von Mindeststandards, Best Practices sowie einem Handbuch mit. Für die Partnerorganisationen wurde ein Workshop zu diesem Thema an­geboten.

Weiterlesen

EPTA-Publikationen: EPTA - European Penitentiary Training Academies Network - Leadership and Management Training Manual (SIG1, 2021)

Lehrgang 2021-2022

Weiterbildung

Aufgrund einer Anregung aus der Westschweiz bot das SKJV 2021 erstmals einen Weiterbildungskurs ausschliesslich für Mitarbeiterinnen im Justizvollzug an. Der französischsprachige Kurs fand bedingt durch die Corona-Situation 2021 online statt, während der deutschsprachige Kurs als regionalisiertes Angebot in der Strafanstalt Saxerriet durchgeführt werden konnte. Im Zentrum stand der Austausch der Mitarbeiterinnen über ihre Erfahrungen in einem vorwiegend männlich geprägten Arbeitsumfeld.

Für die französischsprachige Schweiz fand das erste Mal der Weiterbildungskurs «Umgang mit inhaftierten Personen LGBTIQ» statt. Der eintägige Kurs fördert das Verständnis für diese vulnerable Gruppe von inhaftierten Personen und liefert Antworten auf konkrete Fragen aus der Praxis der Teilnehmenden.

Nach der Veröffentlichung des Handbuches «Dynamische Sicherheit» erfolgte im 2020 die Erarbeitung des entsprechenden E-Learnings durch das SKJV. 2021 wurde das Konzept für den Präsenzkurs mit Kursleitenden aus der Praxis des Justizvollzuges erstellt und ein erster Pilotkurs durchgeführt. Der eintägige Kurs ist als regionalisiertes Angebot vorgesehen.

Weiterbildungsangebote 2021

Geschäftsstelle Prüfungswesen

Das Prüfungsjahr 2021 verlangte von allen Beteiligten Flexibilität - mussten doch beide eidg. Prüfungen coronabedingt verschoben werden. Im September konnte schliesslich die höhere Fachprüfung mit Maskenpflicht und im Oktober/November die Berufsprüfung mit Zertifikatspflicht durchgeführt werden.

Höhere Fachprüfung nach neuer Prüfungsordnung

Im Rahmen der erstmals nach neuer Prüfungsordnung durchgeführten höheren Fachprüfung standen für die Kandidatinnen und Kandidaten eine geleitete schriftliche Fallarbeit sowie die Präsentation und Diskussion einer mündlichen Fallstudie auf dem Programm. 10 Prüfungsexpertinnen und -experten beurteilten die Prüfungsleistungen.

Berufsprüfung 

Die Kandidatinnen und Kandidaten der Berufsprüfung bearbeiteten in den beiden schriftlichen Prüfungsteilen neun Praxisfälle aus dem Berufsfeld und eine geleitete Fallarbeit zu den zentralen Prozessen. Im Rahmen des mündlich-praktischen Prüfungsteils führten sie Rollenspiele, Handlungssimulationen sowie Videoanalysen durch. Beurteilt wurden sie von 44 Prüfungsexpertinnen und -experten.

186 Personen erhalten eidg. Abschlüsse

25 Absolventinnen und Absolventen der höheren Fachprüfung sowie 161 Absolventinnen und Absolventen der Berufsprüfung haben bewiesen, dass sie über die fachlichen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie über die Haltungen und sozialen Kompetenzen, die zur Berufsausübung erforderlich sind, verfügen. Sie erhalten das eidg. Diplom als Führungsexpertin/Führungsexperte Justizvollzug respektive den eidg. Fachausweis als Fachfrau/Fachmann für Justizvollzug.

Gremien epjv 

Der Vorstand und die Delegiertenversammlung erarbeiteten die notwendigen Leitplanken und legten dadurch die Basis für das erfolgreiche Prüfungsjahr sowie die stetige Weiterentwicklung des Prüfungswesens. 

Die für die Prüfungen verantwortlichen Kommissionen trafen sich jeweils zu drei Sitzungen, unterstützten die Prüfungsexpertinnen und -experten und übernahmen die Aufsichtsfunktion anlässlich der Durchführung der Prüfungen. 

Bildung im Strafvollzug BiSt

Ende 2021 standen 886 Bildungsplätze zur Verfügung. Im März führten gleich zwei Gefängnisse den BiSt-Unterricht ein: Einerseits das Gefängnis Bässlergut im Kanton Basel-Stadt und andererseits das Gefängnis Pfäffikon ZH, wo erstmals inhaftierte Personen in Untersuchungshaft in den Genuss der BiSt-Bildung kommen. In beiden Gefängnissen wurden zwei Lerngruppen eröffnet. 

Im April eröffnete mit dem Massnahmenzentrum Uitikon noch ein weiteres Gefängnis eine BiSt-Lerngruppe.

Lehrpersonen

49 Lehrpersonen unterrichteten 2021 für BiSt. Das Total der Stellenprozente stieg bis Ende Jahr auf 3180 Prozent (159 Lerngruppen), die Bandbreite der Pensen reichte von 20 bis 100 Prozent. Einzelne Lehrpersonen unterrichteten in zwei Gefängnissen. Lehrpersonen mit kleinen Pensen standen bei längeren Abwesenheiten ihren Kolleginnen und Kollegen (beispielsweise bei Krankheiten) für Stellvertretungen zur Verfügung.

Austausch- und Weiterbildungstage

Für den Erfahrungsaustausch und die Weiterbildung waren fünf obligatorische Austauschtage geplant. Während drei in Präsenz durchgeführt werden konnten, fanden aufgrund der Covid-19-Lage zwei virtuell statt. Zwei regionale Weiterbildungstage wurden nach Sprachregion getrennt in Präsenz organisiert. 

An den Austauschtagen wurden folgende Themen behandelt:

  • Kollaboratives Arbeiten
  • Einsatz von ICT in den Gefängnissen
  • iPad-Projekt
  • Weiterbildungen im SKJV: Professionelle Rollengestaltung, Radikalisierung, LGBTIQ+ Personen
  • «AUSBRUCH»– Schweizerisches Gefängnistheater
  • Spracherwerb in der Zweitsprache Deutsch 
  • Mathematik
  • Integration der Lehrpersonen in den Justizvollzugsanstalten
  • Dialog statt Hass
retraite bist

Retraite BiSt in Nottwil. Foto: SKJV

BiSt in den Justizvollzugsanstalten

Im Berichtsjahr wurde Bildung im Strafvollzug BiSt in 37 Justizvollzugsanstalten angeboten; davon befinden sich 14 in der Suisse romande und 23 in der Deutschschweiz.

Generelle Angaben zu den BiSt-Bildungsteilnehmenden

bist teilnehmende

Geschlecht

bist Geschlecht

Alter

  • Durchschnittsalter: 35.7 Jahre
  • Tiefstes Alter: 17 Jahre
  • Höchstes Alter = 79 Jahre

Haftregime

bist haftregime

104 Nationalitäten

bist natioanlitäten

BiSt-Bildungsdauer in Monaten

  • Durchschnitt: 10.7 Monate
  • Maximum: 60 Monate
  • Minimum: 1 bis 3 Wochen

Förderung Projekte und Fachaustausch

Das SKJV unterstützt mit zwei Förderinstrumenten den Fachaustausch sowie die Entwicklung innovativer Projekte. Jährlich stehen je CHF 40'000 zur Verfügung. Wird ein Projekt oder ein Fachaustausch bewilligt, werden maximal zwei Tranchen à CHF 8'000.- an die Antragsstellenden ausbezahlt. Gesuche zur Unterstützung können jeweils bis am 31. März oder 30. September eingereicht werden.

Folgende Projekte wurden im Jahr 2021 unterstützt:

  • Fondation REPR (Relais Enfants Parents). Entwicklung einer Broschüre für Angehörige von Sexualstraftätern.
  • IGAplus (Interessengemeinschaft Aussenorientierter Vollzug). Pilotaudits für konkordatliche Anerkennung von Privateinrichtungen im Justizvollzug. 

Bewilligte Gesuche Fachaustausch 2021:

  • Infoprisons: Zweitägige Veranstaltung «Prison, justice et droits humains» anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Vereins Infoprisons. 
  • Prosaj (Association Suisse de Probation et du Travail Social dans la Justice). Ein Fachaustausch zum Thema «Double mandat des travailleurs sociaux dans la justice et la probation» und ein Fachaustausch «Veränderungsbedarf». 
  • Kompetenzzentrum Medizin – Ethik – Recht der Universität Zürich. Öffentliche Vorlesungsreihe zu aktuellen Fragen des Justizvollzugs. 

Förderung für Projekte und Fachaustausch

Werkstattgespräch Forschung

Am 23. Juni 2021 fand zum achten Mal das jährliche «Werkstattgespräch Forschung» statt, ein Austausch zwischen Forscherinnen und Forschern, die kontinuierlich Justizvollzugsforschung betreiben. Insgesamt 11 Forschende aus Universitäten, Hochschulen und des Justizvollzugs präsentierten und diskutierten zusammen mit 6 wissenschaftlichen Mitarbeitenden über laufende und abgeschlossene Forschungs- und Mitwirkungsprojekte.  
Patrick Cotti, Direktor SKJV, hiess als Gastgeber alle Anwesenden willkommen und betonte die Bedeutung von aktueller Forschung für das SKJV, insbesondere für die Qualitätsentwicklung des Berufsfelds. Barbara Rohner, Leiterin Leistungsbereiche Praxis, präsentierte die Arbeiten der neuen Bereiche und Laura von Mandach, Leiterin Fachwissen & Analyse führte durch den Tag. 
Auf grosses Interesse stiess insbesondere die Thematik der Desistance, der ressourcenorientierten Wiedereingliederung von straffälligen Personen. Fragen betreffend die Gesundheit von Inhaftierten, insbesondere dem Risiko eines Suizids im Kontext der Pandemie, aber auch konzeptionelle Fragen zur psychiatrischen Grundversorgung im Freiheitsentzug standen ebenfalls im Zentrum der durchgehend angeregten Diskussion. 

Werkstattgespräch Forschung
 

Pilotphase Monitoring Justizvollzug

Nachdem die Realisierung der Applikation des Monitoring Justizvollzug (MJV) per Ende 2020 zu einem erfolgreichen Abschluss gelangt ist, hat das SKJV im Verlauf von 2021 in Zusammenarbeit mit der Praxis die neue Plattform pilotiert. Wichtiger Meilenstein war die Verabschiedung des Berechtigungs- und Nutzungskonzepts durch die Konferenz der Leitenden des Justizvollzugs, die deutliche Optimierung der Funktionalität der Plattform und die Einbindung der Datenlieferanten und Datenlieferantinnen.
Das MJV ermöglicht eine regelmässige und einheitliche nationale Erhebung der Platzkapazität und deren Belegung in den kantonalen Justizvollzugseinrichtungen sowie die Anzahl Platzierungen in den vollzugsexternen Institutionen. 

Neuer Auftritt epjv

Das SKJV führt im Auftrag des Vereins «Trägerschaft eidgenössische Prüfungen der Mitarbeitenden im Justizvollzug» [epjv] die Geschäftsstelle «Prüfungswesen». Die Trägerschaft [epjv] ist für die eidg. Berufsprüfung und die eidg. höhere Fachprüfung verantwortlich und realisierte 2021 einen neuen, eigenen Webauftritt.

Webseite epjv

epjv logo

Das SKJV ist Partner des Ausbildungslehrgangs «CAS Fachexpertin / Fachexperte im Bereich Strafvollzug» der Fachhochschule Westschweiz HES-SO

Die Mitarbeitenden im Strafvollzug, in Einrichtungen des Justizvollzugs und in der Bewährungshilfe sind heute mit vielfältigen sicherheitsrelevanten Anforderungen und Fragen der Begleitung konfrontiert. 2021 gelang dem SKJV die Partnerschaft mit der Fachhochschule Westschweiz HES-SO. Dieser Aufbaustudiengang hat zum Ziel, die Kompetenzen zur Evaluation verschiedener Situationen, in der Interventionsplanung, im Fallmanagement sowie in der interprofessionellen Zusammenarbeit weiterzuentwickeln.