
Projekt NewLearning im Justizvollzug abgeschlossen

Im Zeitalter der Digitalisierung erfahren Bildung und Lernen eine tiefgreifende Transformation. Neue Technologien und digitale Werkzeuge verändern nicht nur die Art und Weise, wie Wissen vermittelt und verarbeitet, sondern auch, wie Wissen erlebt und angewendet wird. Das Projekt «NewLearning» (NeL) im SKJV, 2021-2024, untersuchte in Absprache mit der KKLJV und in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden aus der Praxis innovative Ansätze, die den Lernprozess im Justizvollzug individueller, interaktiver sowie zeit- und ortsunabhängiger gestalten. Ziel war es, Methoden zu entwickeln und zu testen, die nicht nur Wissen effizient vermitteln, sondern die Lernenden aktiv einbeziehen und motivieren.
Mit dem erfolgreichen Abschluss von «NewLearning» hat das SKJV nicht nur neue Lernmethoden entwickelt, sondern auch einen entscheidenden Impuls für die Zukunft der Bildung im Justizvollzug gesetzt. Das Projekt hat darüber hinaus auch die Ausarbeitung der «Digitalstrategie Justizvollzug 2030» inspiriert.
Die erarbeiteten Lösungen fördern flexibles, interaktives und personalisiertes Lernen, das die Bildungsprozesse im Justizvollzug mit den traditionellen Präsenzformaten ideal ergänzt. Die Umsetzung von «NewLearning» markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Weiterentwicklung der Lernmöglichkeiten und macht die Ausbildung attraktiver. Sie bietet den Mitarbeitenden in den Justizvollzugsanstalten die Möglichkeit, sich vertieft mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen und die erworbenen Kompetenzen in den Berufsalltag zu integrieren. Damit wirken die Mitarbeitenden aktiv bei der Weiterentwicklung der digitalen Transformation vom Justizvollzug mit. Gut ausgebildete Mitarbeitende sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine kompetente Betreuung der eingewiesenen Personen. Das Projekt wurde Ende 2024 abgeschlossen, allerdings bleiben die zentralen Resultate und die Weiterentwicklung auf dem Radar der Digitalstrategie.
Eindrücke zum Projekt liefert der Film NewLearning, der realisiert wurde
Forum Justizvollzug 2024 in Bern
Das Forum Justizvollzug 2024 fand in Bern statt und zählte 320 Teilnehmende. Es widmete sich der Thematik des Umgangs mit ausländischen Personen im Justizvollzug. Neben der juristischen und statistischen Einordnung des Themas, dem Fokus auf die Wiedereingliederung von ausländischen, strafverurteilten Personen, welche die Schweiz nach dem Freiheitsentzug verlassen, stellten Referent:innen im Plenum auch transkulturelle Ansätze vor: Wie interveniere ich als Fachperson kontext- und kultursensibel vor dem Hintergrund der grossen Heterogenität der Gefängnispopulation, insbesondere bei Personen mit psychischen Belastungen?
Auch das Personal, das im Berufsfeld des Justizvollzugs tätig ist, ist heute multikulturell. Viele Mitarbeitende sprechen mehrere Sprachen, haben einen Migrationshintergrund und/oder haben im Ausland gelebt. Wie diese doppelte Diversität im Alltag herausfordert und gleichzeitig einen enormen Mehrwert schafft, war ein weiteres Schwerpunktthema, das – wie alle Themen – in über 15 Workshops vertieft diskutiert wurde.
Ein Rückblick auf das Forum 2024 findet sich im Impressionsfilm, dem Tagungsbericht und den drei Videoporträts von Referent:innen, die ihren persönlichen Bezug zum Thema und den Handlungsbedarf hierzu erläutern.
Film: Impressionen Forum Justizvollzug 2024
Schweizerische Empfehlungen für die Bewährungshilfe

Im Februar 2024 hat das SKJV gemeinsam mit der Schweizerischen Konferenz der Leitenden der Bewährungshilfen SKLB die «Schweizerischen Empfehlungen für die Bewährungshilfe» veröffentlicht. Die vom SKJV in enger Zusammenarbeit mit der Praxis erarbeiteten Empfehlungen dienen den Kantonen als fachliche Grundlage für die Organisation und den Vollzug der Bewährungshilfe. Angesichts der heterogenen Strukturen im Justizvollzug ist die Verständigung der Kantone auf gemeinsame Qualitätskriterien eine bedeutsame Errungenschaft, die dazu beiträgt, dass die Bewährungshilfe optimal funktioniert und die gesetzlichen Ziele der sozialen Wiedereingliederung und Rückfallverhinderung erreicht werden.
Die Empfehlungen orientieren sich inhaltlich an den europäischen Grundsätzen der Bewährungshilfe und an den wissenschaftlich belegten Wirkungsprinzipien des risiko- und ressourcenorientierten Sanktionenvollzugs. Sie sollen ein einheitliches Aufgabenverständnis in der Schweiz fördern, Orientierung im Alltag der Bewährungshilfe bieten und die notwendige Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg erleichtern.
Eine limitierte Auflage an gedruckten Broschüren in Deutsch, Französisch und Italienisch steht bereit. Falls Sie gerne ein Exemplar bestellen möchten, schreiben Sie uns per E-Mail an die Adresse biblio@skjv.ch.
Themendossier: Desistance im Dialog
Das Themendossier beleuchtet eines der innovativsten Forschungsfelder der westlichen Kriminologie: die Desistance, oder die Erforschung der Prozesse, die dazu führen, sich von der Kriminalität abzuwenden. Dieses Thema gewann in der Schweiz durch das 2019 von den lateinischen Kantonen lancierte Pilotprojekt «Objectif Désistance» an Bedeutung und wurde aus drei sich ergänzenden Perspektiven erforscht: aus akademischer, praktischer und biografischer Sicht.
Aussagen von drei Personen bereichern dieses Dossier. Ihre unterschiedlichen Blickwinkel ermöglichen einen differenzierten Einblick in die verschiedenen Facetten der Desistance. Inhaltlich werden insbesondere das Kon-zept der Desistance sowie die Faktoren, die die Desistance-Prozesse fördern oder hemmen, definiert, deren konkrete Einbindung in den Justizvollzug und die Bewährungshilfe thematisiert sowie die Integration dieses Ansatzes in der Schweiz erläutert. Diese Inhalte sind nun in Französisch, Deutsch und Italienisch zugänglich und bieten einen wertvollen Überblick für Fachleute und die breite Öffentlichkeit.
Trailer: Desistance «Der Weg aus der Kriminalität»